Bachs zeitloses Meisterstück als Referenzaufnahme: Das Weihnachtsoratorium unter der Leitung von Ton Koopman
Das diesjährige Doppeljubiläum des niederländischen Alte-Musik-Pioniers Ton Koopman und seines Amsterdam Baroque Orchestra ist eine gute Gelegenheit, an seine bedeutendsten Aufnahmen zu erinnern. Bietet die 10-CD-Box Ton Koopman – A Baroque Master einen großen Überblick über die vielseitige Diskografie des vor 75 Jahren geborenen Musikers und seines 40 Jahre alten Orchesters, so steht eine Einspielung singulär als Referenzaufnahme seit über 20 Jahren in den Katalogen: Sein 1996 erstmals erschienenes Weihnachtsoratorium mit einer wahren Traumbesetzung.
Lisa Larsson, Elisabeth von Magnus, Christoph Prégardien und Klaus Mertens: Ton Koopman hatte die großen Bach-Interpreten der Zeit als Solisten verpflichtet, um dieses weihnachtliche Hauptwerk des Thomaskantors zu zelebrieren. Während seit den 70er- und 80er-Jahren die Vertreter der „Alten Musik“ durchaus provokant zu Werke gingen und auf scharfe Kontraste und harschen Naturtonsound setzten, überraschte Koopman damals das Publikum mit einem anderen Weg: Es gelang ihm, die festliche Pracht der Chöre, den Trompetenglanz der groß besetzten Partien und die Intimität der im virtuosen Wechselspiel von Gesang und Instrumentalsoli gestalteten Arien zu einem schlüssigen, überzeitlichen Gesamtkonzept zu vereinen – und trotzdem bei den Anforderungen des historisch informierten Musizierens keine Abstriche zu machen. Kein Wunder, dass diese Aufnahme weit über die damals aktuelle Diskussion hinaus lebendig geblieben ist.