Zum 75. Geburtstag eines Barock-Pioniers: Ton Koopman – A Baroque Master
Als sich in den 70er Jahren die historische Aufführungspraxis als teils skeptisch bestaunter, teils bewunderter Neuling in der Klassik etablierte, war er ganz vorne mit dabei: der niederländische Dirigent, Cembalist und Organist Ton Koopman. 2019 ist für ihn und sein Vermächtnis gleich ein doppeltes Jubiläumsjahr. Zum einen wird der große Musiker und Entdecker vieler vergessener Kostbarkeiten am 2. Oktober 75 Jahre alt. Zum anderen feiert das von ihm gegründete Amsterdam Baroque Orchestra 40. Geburtstag. Das Warner-Label Erato ehrt den Jubilar mit einer 10 CDs umfassenden Box voller wegweisender Einspielungen aus seiner Diskografie.
Die Aufnahmen dokumentieren gut anderthalb Jahrzehnte von Koopmans Karriere. Angesiedelt zwischen 1977 und 1994, reichen sie sogar bis in die Zeit vor der Gründung seines Orchesters zurück, die in das Jahr 1979 fällt. Die heute legendären Gambensonaten von Bach mit Jordi Savall sind der chronologische Auftakt der Box – sie entstanden, als noch kaum jemand den Klang dieses damaligen ‚Exoten‘ der alten Musik kannte. Eine echte Entdeckung war dagegen das Werk des frühbarocken Girolamo Frescobaldi, dem sich Koopman an den Tasteninstrumenten widmete, außerdem die Kantaten des von Bach so sehr geschätzten Buxtehude sowie die hochexpressiven Sinfonien des Bach-Sohnes Carl Philipp Emanuel. Johann Sebastian Bach nimmt natürlich weiten Raum in der Sammlung ein – neben den erwähnten Sonaten mit Instrumentalkonzerten, aber auch mit Solowerken wie dem kompletten zweiten Teil des Wohltemperierten Klaviers. Die orchestrale Pracht des Amsterdam Baroque Orchestra glänzt in einer Auswahl von Händel-Konzerten.