Das Beste, was Helmut Schmidt 1981 passiert ist, hatte gar nichts mit Politik zu tun. Für den Bundeskanzler sind es stürmische Zeiten: Hunderttausende demonstrieren für Frieden und gegen Nachrüstung, die Zustimmung seiner eigenen SPD zum NATODoppelbeschluss kann sich der Kanzler nur mittels Rücktrit
Das Beste, was Helmut Schmidt 1981 passiert ist, hatte gar nichts mit Politik zu tun. Für den Bundeskanzler sind es stürmische Zeiten: Hunderttausende demonstrieren für Frieden und gegen Nachrüstung, die Zustimmung seiner eigenen SPD zum NATODoppelbeschluss kann sich der Kanzler nur mittels Rücktrittsdrohung erzwingen. Die sozialliberale Koalition gerät in schweres Fahrwasser, weil Haushaltskürzungen in Höhe von 15,2 Millionen DM unumgänglich werden. Ein Treffen mit Erich Honecker am Werbellin- See bringt nicht die erhofften Fortschritte in den Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten. Israels Ministerpräsident M. Begin tadelt Schmidt scharf, weil dieser sich für ein Heimatrecht der Palästinenser ausgesprochen hat.
Und zu allem Überfluss muss sich der Politiker im Herbst auch noch einen Herzschrittmacher einsetzen lassen. Trotzdem fliegt er im Dezember nach London, um in den Tonstudios an der Abbey Road gemeinsam mit Justus Frantz und Christoph Eschenbach Mozarts Konzert für drei Klaviere und Orchester KV 242 aufzunehmen. Als die fertige Schallplatte ein Jahr später der Presse präsentiert wird, ist das Ende der Koalition bereits besiegelt: Am 1. Oktober 1982 bringt Helmut Kohl durch ein konstruktives Misstrauensvotum die Schmidt-Regierung zu Fall. Eine Ära endet. Die Mozart- Aufnahme aber entwickelt sich zum echten Verkaufsknüller - und wird Teil des kollektiven Gedächtnisses. Eine Ikone der jüngeren Musikgeschichte.
Er ist der erste amtierende deutsche Regierungschef, der auch als ausführender Musiker hervortritt. Wie lässig Helmut Schmidt auf den Fotos von der Aufnahmesession in die Kamera schaut: den Arm auf den Flügel gelehnt, ein nobler Herr in den besten Jahren. So sieht ein Repräsentant traditioneller bürgerlicher Werte aus, ein musisch gebildeter Macher, für den Hausmusik ganz selbstverständlich zur Freizeitgestaltung dazugehört.
In der Finca „Casa de los musicos“ auf Gran Canaria, die Justus Frantz sich 1971 nach seinen ersten Karriereerfolgen gekauft hat, gehört Schmidt zu den Stammgästen. Und immer setzt er sich hier nicht nur an den Schreibtisch, sondern eben auch ans Klavier. Der Politiker und der Musiker haben bereits zusammen vierhändig gespielt, als Frantz noch an der Hamburger Musikhochschule studiert. In der Meisterklasse von Eliza Hansen wiederum begegnet er dem vier Jahre älteren Christoph Eschenbach, und beide finden sich recht erfolgreich zum Klavier-Duo zusammen, bringen mehrere Aufnahmen heraus.