Das Singspiel und die deutsche Spieloper haben es, trotz unbestrittener musikalischer Vorzüge, außerhalb des Landes immer schwer gehabt. Nicht anders übrigens als die französische Opéra-comique – beiden blieb im internationalen Repertoire, von wenigen
Ausnahmen abgesehen, nur ein Randplatz. D
Das Singspiel und die deutsche Spieloper haben es, trotz unbestrittener musikalischer Vorzüge, außerhalb des Landes immer schwer gehabt. Nicht anders übrigens als die französische Opéra-comique – beiden blieb im internationalen Repertoire, von wenigen
Ausnahmen abgesehen, nur ein Randplatz. Der Grund lag nicht in der Sprache – Libretti wurden im 19. Jahrhundert hundertfach übersetzt – und auch nicht in unterschiedlichen Mentalitäten oder etwa abweichenden Auffassungen von Humor und Komik. Hand lungsentwürfe und dramatische Standardsituationen sind ebenso zeitlos wie international: Hohes Paar (ernst), niederes Paar (komisch), Liebeswirren, Verwechslungen, Missverständnisse, glückliches Ende.
Nein, der Grund für die beschränkte Wirkung von Spieloper und Opéra-comique lag schlicht in der Tatsache des gesprochenen Dialoges: Er wurde in einer vom italienischen Melodramma dominierten Opernkultur immer mehr als peinlicher Stilbruch empfunden. Und genau hier liegt der Erfolg des Herrn von Flotow begründet: Er ersetzt die gesprochenen Dialoge der Spieloper durch flüssige Rezitative und handlungstragende Musiknummern, vorzugsweise Ensembles. Das Ganze gewinnt an Geschlossenheit, ohne doch die genretypische Leichtigkeit einzubüßen. Eindeutig erhalten bleibt auch der Charakter der Nummernoper mit ihren klaren, übersichtlichen Formen.