Die Orgel ist die Königin der Instrumente, doch auch sie hatte eine Herrscherin über sich: Marie-Claire Alain, die wahrscheinlich bedeutendste Orgelvirtuosin aller Zeiten, die wie keine andere das Spiel auf dem gewaltigen Instrument prägte. Ihre über 260 Einspielungen gehören zu den wertvollsten Arc
Die Orgel ist die Königin der Instrumente, doch auch sie hatte eine Herrscherin über sich: Marie-Claire Alain, die wahrscheinlich bedeutendste Orgelvirtuosin aller Zeiten, die wie keine andere das Spiel auf dem gewaltigen Instrument prägte. Ihre über 260 Einspielungen gehören zu den wertvollsten Archivschätzen des Labels Erato. Jetzt erscheint eine große Kollektion daraus auf 22 CDs.
Es ist das französische Orgelrepertoire, das die Box bestimmt: Es reicht - um nur einige Namen zu nennen - von barocken Landsleuten der Solistin wie François Couperin, Claude Balbastre oder Louis Marchand über die großen romantischen Werke eines César Franck, Gabriel Fauré oder Charles Widor bis zum 20. Jahrhundert mit Francis Poulenc, Maurice Duruflé oder Olivier Messiaen, die noch Zeitgenossen der Solistin waren: Marie-Claire Alain kam 1926 zur Welt und starb im vergangenen Jahr in Paris. Nicht nur die klangliche Seite macht den Reiz der Veröffentlichung aus. Die mit großer Sachkenntnis und Hingabe gestaltete Edition enthält Coverfotos der Instrumente, an denen die Einspielungen entstanden. “Als ich jung war“, sagte die Solistin in einem Interview, “dachte ich, dass die meisten Leute den großen Kathedral-Klang hören wollten, der mir aber nicht musikalisch genug erschien." Marie-Claire Alain wurde zu einer Orgel-Klangentdeckerin und gehörte auch zu den ersten, die dieses Instrument auf der Basis der alten Aufführungspraxis spielten. Damit löste sich die Grande Dame der Orgelwelt sich aus der französischen spätromantischen Schule ihrer Lehrer Maurice Duruflé und Marcel Dupré.