2007 sorgte die Dirigentin Emmanuelle Haïm mit einer Händel-Entdeckung für eine Sensation: Sie legte eine fantastische Einspielung von Il Trionfo del Tempo e del Disinganno vor – Händels erstem Oratorium, das ihn sein Leben lang begleitete und mit der Melodie des späteren Lascia ch’io pian
2007 sorgte die Dirigentin Emmanuelle Haïm mit einer Händel-Entdeckung für eine Sensation: Sie legte eine fantastische Einspielung von Il Trionfo del Tempo e del Disinganno vor – Händels erstem Oratorium, das ihn sein Leben lang begleitete und mit der Melodie des späteren Lascia ch’io pianga aus Rinaldo bereits Händels größten Hit enthält. Beim Festival Aix-en-Provence 2016 leitete Emmanuelle Haïm eine szenische Aufführung, die nun auf DVD erscheint – die erste Videoaufnahme des Werkes überhaupt.
Es war ein Höhepunkt in Aix – wegen der packenden Inszenierung von Krzysztof Warlikowski, vor allem aber wegen der Starbesetzung: Neben Franco Fagioli, Sara Mingardo und Michael Spyres erntete vor allem die junge französische Sopranistin und Erato-Exklusivkünstlerin Sabine Devieilhe frenetischen Applaus. Alle zusammen begeisterten mit einer perfekten Balance aus Dramatik und Sinnlichkeit, barockem Zauber und Emotionalität. Händel schrieb das Werk als 22-Jähriger 1707 in Rom, wo Opernaufführungen aufgrund eines päpstlichen Erlasses verboten waren. Der kunstliebende Kardinal Pamphili ließ trotzdem dramatische Werke auf eigene Texte in seinem Palast aufführen, so auch Händels Trionfo: Die allegorischen Figuren Bellezza (Schönheit), Piacere (Vergnügen), Tempo (Zeit) und Disinganno (Erkenntnis) kämpfen darin um die Vorherrschaft, bis die vergängliche Schönheit die Waffen strecken muss.